Das Konzept
Pädagogischer Ansatz

Wie alles begann… Ausgangspunkt unseres pädagogischen Handelns ist seit unseren Anfängen 2005 das Bild vom Kind, wie es Janusz Korczak Anfang des 20. Jahrhunderts prägte und seine daraus entwickelte „Pädagogik der Achtung“: "Kinder werden nicht erst zu Menschen – sie sind schon welche. Ja! Sie sind Menschen, keine Puppen. Man kann ihren Verstand ansprechen - sie antworten uns; sprechen wir zu ihrem Herzen - fühlen sie uns. Kinder sind Menschen; in ihren Seelen sind Ansätze all der Gedanken und Gefühle, die wir besitzen. Also gilt es, diese Ansätze zu entwickeln, ihr Wachstum behutsam zu lenken."
Ziel dieser Pädagogik der Achtung ist es, den Kindern zu Selbstverantwortung und Selbstständigkeit zu verhelfen, was voraussetzt, dass Erwachsene die Kinder als vollwertige Menschen anerkennen und ihnen umfassende Rechte zugestehen, wie z.B das Recht auf Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, eigene Erfahrungen, Erfolge und auch Misserfolge. Dementsprechend gestehen wir den Kindern das Recht auf Partizipation zu und stellen ihnen Freiräume im Tagesverlauf zur Verfügung, in denen sie mitbestimmen und ganzheitliche Erfahrungen sammeln können. Den Kindern werden keine Angebote "übergestülpt", sondern sie können sich Materialien und Aktionen aussuchen, die ihren aktuellen Bedürfnissen und Interessen entsprechen. Die Spielsituationen werden dabei jedoch sowohl angeleitet als auch begleitet, damit die Kinder situationsadäquat gefördert werden können. Alles dürfen und sollen die Kinder selbst ausprobieren, sodass sie die Möglichkeit haben Herausforderungen auf ihre Art und Weise zu bewältigen.

Bei den Aktivitäten des täglichen Lebens wie z.B. Essen, Händewaschen usw. gilt der Grundgedanke der Montessoripädagogik "Hilf mir, es selbst zu tun". Dabei bringen wir den Kindern Vertrauen in ihre Fähigkeiten entgegen, damit sie Vertrauen und Zutrauen zu sich selbst entwickeln und festigen können. Nur so können die Kinder einmal sagen: "Das kann ich ziemlich gut, denn ich habe es geübt. Das möchte ich können, das werde ich üben."

Korczak fordert als Bedingung allen erzieherischen Handelns das Bemühen um Mitgefühl und einfühlendes Verstehen, was heute als Empathie bezeichnet wird. Für die Arbeit in der Tagespflege resultiert daraus, dass wir stets bemüht sein müssen, das Kind zu verstehen, seine Gedanken nachzuempfinden sowie auf seine Ängste und Hoffnungen Rücksicht zu nehmen. Weiterhin ist Korczak wichtig "mit den Kindern leben, sie begleiten, statt sie zu bevormunden". Achtung vor dem Kind und ein partnerschaftlichen Umgang mit ihm löst diesen Anspruch ein. Das Kind hat in gleicher Weise Anspruch auf Achtung als Person wie auch der Erwachsene vom Kind Respekt und Achtung erwarten kann. Nur indem es selbst Achtung erfährt, lernt das Kind andere Menschen zu achten. Für die Tagespflege bedeutet dies, dass jedes Kind als gleichwertig und damit als gleichberechtigt anerkannt und seine Autonomie respektiert wird. "Die Aufgabe des Erziehers ist es, wenn er ein Kind erzieht, es unter den Flügeln der Freundlichkeit und der Erfahrung zu behüten. Wärme und Ruhe spendend, muss er vor der Gefahr beschirmen, muss die Kinder bewahren, bis sie erwachsen und selbstständig geworden sind, bis sie Kräfte zum eigenen Flug gesammelt haben."

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kinder gänzlich ohne Grenzen betreut werden, im Gegenteil: Klare Absprachen und Regeln sind für beide Seiten wichtig, aber sie müssen sinnvoll bleiben und dürfen den Kindern nicht willkürlich oder unlogisch erscheinen.

Im Rahmen der Tagespflege spielt das von Korczak geforderte Recht des Kindes so zu sein, wie es ist, eine besonders große Rolle. Hier spiegelt sich unser Bild vom Kind besonders deutlich wieder: "Nicht wie und was das Kind sein sollte ist wichtig, sondern wie und was das Kind ist." Uns ist es wichtig, das Kind nicht aus dem defizitären Blickwinkel zu betrachten, sondern an seinen Interessen, Stärken und Kompetenzen anzusetzen, um es so optimal zu fördern. Dabei steht nicht das Üben von Dingen im Vordergrund, die das Kind noch nicht kann, sondern vielmehr die Arbeit an den momentanen Themen des Kindes.

Wie es weiter ging…

Janusz Korczak prägte jahrelang unsere Arbeit, dann sind wir auf Jesper Juul gestoßen. - Er rückte die Beziehung in den Mittelpunkt.

Seine Vorträge und Bücher bauten genau auf Korczaks Lehre auf, brachten die Werte mit ähnlichen Worten in die Gegenwart. Jesper Juul formulierte „aus Erziehung wird Beziehung“ und definierte vier wesentliche Werte, welche die Beziehung zwischen Menschen gelingen lässt: Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung. Er schreibt über „dein kompetentes Kind“, „Nein aus Liebe“ und „Vom Gehorsam zur Verantwortung“. Juul ging es nicht um ein Konzept, vielmehr um eine Haltung und um Werte. Ich machte bei ihm eine Ausbildung, wurde Familylab-Seminarleiterin und unsere Einrichtung durfte den „Familylab-Kita-Button“ führen. Seitdem biete ich Seminare für Eltern und Fachleute an, in denen es genau um diese Themen geht: Wie kann Erziehung gelingen, was braucht mein Kind wirklich, wie setzen wir liebevolle, aber klare Grenzen? Auch unser pädagogisches Handeln bekam noch einmal einen Feinschliff, da die „Theorie“ wieder stets präsent war und wir unser Handeln in allen Situationen danach ausgerichtet haben. Wir konnten beobachten, wie gut es allen - Kindern, Eltern und auch uns - tat und wie schön und entspannt unser gemeinsamer Alltag ist. Und heute…

Heute hat all dies, was so wunderbar aus Janusz Korcak und Jesper Juul gewachsen ist, die Krone: die Bindungstheorie!

Zwar gehört ja die Bindungstheorie zur Ausbildung und zum Studium dazu, durch Zufall bin ich jedoch auf Prof. Dr. Karl-Heinz Brisch gestoßen, der die Bedeutung dieses Themas besonders anschaulich vermittelt und es mir noch einmal in den Fokus brachte. Prof. Dr. Karl-Heinz Brisch hat SAFE®-Kurse für Eltern entwickelt (Sichere Ausbildung für Eltern), in denen Eltern vor der Entbindung auf die Elternschaft vorbereitet werden und alles wichtige über die Bedeutung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind erfahren. Ist das Kind auf der Welt, läuft der Kurs weiter und sie werden in ihrer Elternschaft und bei der Entwicklung einer sicheren Bindung zu ihrem Kind unterstützt. Bei ihm habe ich eine Ausbildung zur SAFE®-Mentorin gemacht und kann nun auch diese Kurse anbieten und Eltern auf ihrem Weg zu einer sicheren Bindung begleiten. Hauptsächlich habe ich die Ausbildung allerdings gemacht, um selbst noch tiefer in die Thematik einzusteigen und unserem Tagespflegeverbund einen weiteren Schliff zu geben.

Mit der Bindungstheorie können wir auf jeden Fall ganz sicher sein, dass all das, was wir in den letzten Jahren praktiziert haben, richtig ist und können wissenschaftlich fundiert sagen, warum.

  • Weil ein Kind einen sicheren Hafen braucht, um sich gut entwickeln zu können.
  • Weil es feinfühlige Personen um sich herum braucht, die prompt und angemessen auf seine Gefühle und Signale reagieren
  • Weil Bindung und Beziehung die Vorraussetzungen für eine gute Bildung sind.
  • Davon sind wir so tief überzeugt, dass dies unser Handeln leitet, unsere pädagogische Ausrichtung definiert und uns zu dem macht, was wir sind:
    eine bindungsorientierte Kindertagespflege.



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